by Christa Gebhardtpublished in https://www.narayana-verlag.de/spektrum-homoeopathie/spektrum-homoeopathie-032018 |
Rezension von Christa Gebhardt in der Ausgabe "Spektrum der Homöopathie - Liliales 03/2018"Heidi Brand und Anne Devillard haben 16 Interviews für ihr Buch „Pioniere der Homöopathie im 21. Jahrhundert“ geführt. Auffällig ist, wie unterschiedlich diese Homöopathen sind, in ihrer Persönlichkeit und ihren Herangehensweisen, auffällig ist auch, was sie eint: Sie alle haben mit großem Engagement und mit Leidenschaft ihr Leben der Heilweise des Universalgelehrten Samuel Hahnemann gewidmet. Einende Pionierarbeit: Sie haben sich dafür eingesetzt, sie zu bewahren und zu verteidigen. Und sie haben nicht mit dem Basiswissen aufgehört, sondern die Homöopathie weiterentwickelt und kombiniert mit dem aktuellen Wissen unserer Zeit aus Naturwissenschaften, Psychologie, Psychiatrie und moderner Medizin. Sie haben unermüdlich weitergelernt und -geforscht, mit dem gemeinsamen Ziel, den Menschen in seinem individuellen Wesen im Einklang mit der gesamten Natur zu verstehen, um ihn ganzheitlich heilen zu können. Auf der ganzen Welt haben erfahrene homöopathische Ärzte und Heilpraktiker von diesen Pionieren gelernt, im persönlichen Kontakt, auf Kongressen und Fortbildungsseminaren, durch deren Bücher und Publikationen. Leser, die viele dieser Pioniere bereits kennen, dürfen sich darauf freuen, durch die lebendigen Gespräche zwischen Autorinnen und Interviewpartnern Persönliches und noch Unbekanntes über sie zu erfahren. Homöopathen, die am Anfang ihrer Praxis stehen, wird ein umfangreiches Bild der wichtigsten Strömungen der Homöopathie des 21. Jahrhunderts geboten. Die Methoden der verschiedenen Homöopathen werden so detailliert und anschaulich vorgestellt, dass man beim Lesen ein klares Verständnis für ihr Therapiesystem entwickelt. Der Sinn der Interviewform: Den beiden Journalistinnen, die auch Homöopathinnen sind, ist es gelungen durch gründliche Recherche im Vorfeld die Fragen so auf den Punkt zu bringen, dass der jeweilige Pionier auch ausführliche und erklärende Antworten aus seinem Spezialgebiet geben kann. So lernt man z. B. in Anne Schaddes Interview eine Menge über Hahnemanns Organon, das man im Original wegen seiner Sprachbarrieren nicht so leicht versteht. Ähnlich könnte es dem Leser mit dem Homöopathen und Psychiater Mahesh Gandhi gehen, der ohne komplizierte Fachterminologie die Krankheitsbilder erklärt. Die Enzyklopädie der Pioniere richtet sich auch an interessierte Laien: Sie können die beeindruckenden Persönlichkeiten dieser Homöopathen kennenlernen und erfahren, auf welch hohem Niveau an Wissen, Kenntnissen und universaler Bildung diese Frauen und Männer in der täglichen Praxis arbeiten. Darüber hinaus geben sie auch Auskunft über ihre Lebens- und Zukunftsvisionen. Individuelle Ansätze: Massimo Mangialavori sagt in seinem Interview: „Die Homöopathie ist eine Medizin der Komplexität. Hahnemann war ein Heilkünstler der Komplexität: Er beherrschte viele Sprachen, wusste viel über Chemie, Toxikologie, Medizin und nicht zuletzt über die Naturgesetze.“ Das Buch der Pioniere gibt einen Überblick über diese Komplexität, denn wir erfahren, wie auch sie komplex und unterschiedlich methodisch herangehen, wie z. B. der Forscher und Wissenschaftler Jan Scholten zu seiner genialen Entdeckung des Periodensystems kam und es für die Homöopathie bereitstellte, wie Rajan Sankaran von Kind an das homöopathische Wissen seines Vaters aufgesogen und das andere Lied in einem Menschen zu hören gelernt hat und wie die Biologin Michal Yakir die Evolution als Ganzes erforscht, um pflanzliche Arzneimuster zu verstehen. Die Auswahl der Vertreter: Zu Wort kommen u. a. Jan Scholten (das Perioden- und Pflanzensystem), Massimo Mangialavori (die homöopathischen Familien), Rajan Sankaran (die Empfindungsmethode), Resie Moonen (die Lanthanide und die Erkrankungen von heute), Michal Yakir (die Evolutionsstadien der Pflanzen und der Menschen), Alok Pareek (Homöopathie und Onkologie), Farokh Master (die goldenen Regeln der homöopathischen Verschreibung), Mahesh Gandhi (Homöopathie und Psychiatrie), Heiner Frei (die Polaritätsanalyse), Ulrich Welte (homöopathische Mittelfindung), Sigrid Kruse (Homöopathie in der Universitätsklinik), Patricia Le Roux (Homöopathie in der Kinderheilkunde), Anne Schadde (das Organon – die Heilgesetze der Homöopathie), Frederik Schroyens (Homöopathie und Repertorium – das Synthesis) und Klaus von Ammon (Homöopathie und Wissenschaft). Homöopathie und innere Freiheit: Ein großer Gewinn dieses Buches ist nicht zuletzt die berührende Erkenntnis, dass all diese Frauen und Männer durch ihre intensive und lebenslange Beschäftigung mit der ganzheitlichen Methode der Homöopathie einen hohen Grad an innerer Freiheit und spiritueller Reife erlangt haben, die sie auch an ihre Patienten weitergeben wollen. So sagt z. B. George Vithoulkas: „Heilung ist die Balance zwischen Körper, Geist und Seele, und zwar in der Art, dass der Mensch sich ganz fühlt und innere Freiheit empfindet.“ Jan Scholten erlebte ein tiefgreifendes Erkennen des menschlichen Lebenszyklus: „Die Reihen (des Periodensystems) sind Lebensthemen. Sie geben die Entwicklung des ganzen Lebens wieder – von der Zeugung bis zum Tod.“ Oder: „Mein Buch über ‚Geheime Lanthanide‘ habe ich dem Einen, das uns alle inspiriert, gewidmet. Dieses Eine steht hinter jedem Menschen!“ Resie Moonen sagt, „Das Einzige, das in unserer Hand liegt, ist, eine Verbindung zu uns selbst zu haben und das Beste von uns zu geben.“ Auch für Ulrich Welte ist „die innere Freiheit eigentlich das Wertvollste, das man geben kann.“ Die innere Freiheit zu erlangen gelte für den Patienten und für den homöopathischen Heilkünstler selbst, der immer das Bedürfnis habe, die menschliche Natur in der Tiefe zu verstehen. Massimo Mangialavori resümiert: „Die Homöopathie ist die Konsequenz meines Interesses an dem Leben selbst.“ Und Michal Yakir sagt über ihre Erkenntnisse der Pflanzenevolution im Bezug zum Menschsein: „Die Reise führt uns vom Einssein mit der Einheit über die Bewusstwerdung unserer Einzigartigkeit bis zur Rückkehr zu dieser Einheit.“ Sie bemerkt abschließend eine großartige Kompatibilität moderner Strömungen in der Homöopathie – und das entspricht auch der gesamten Botschaft des Buchs der Pioniere: „Die Homöopathie befindet sich im Zeitalter der Vereinigung, der Einheit, wo sich alles zusammenfügt.“
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